Trio-Exom-Diagnostik
Wenn bei einem Kind mit unklarer Diagnose genetische Veränderungen (Abweichungen in der DNA-Sequenz) gefunden werden und diese bisher im Zusammenhang mit den phänotypischen Auffälligkeiten nicht in der Literatur beschrieben sind, ist es oft sehr schwierig, die Krankheitsrelevanz dieser Veränderungen zu beurteilen. In diesen Fällen kann eine sog. Trio-Exom-Diagnostik äußerst hilfreich sein. Hierbei werden neben dem Kind auch die leiblichen Eltern auf die o.g. Veränderungen untersucht (Fachbegriff: Exom-weite Segregationsanalyse).
Wenn beide Eltern gesund sind und unklare genetische Varianten tragen, die auch das Kind hat, sind diese Varianten mit großer Wahrscheinlichkeit beim Kind nicht krankheitsrelevant.
Wenn sich allerdings Varianten beim Kind zeigen, die bei den Eltern nicht vorhanden sind, besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass diese Varianten krankheitsverursachend sein können (Fachbegriff: Neumutation).
Diese Ergebniskonstellationen lassen sich durch die Trio-Exom-Diagnostik in vielen Fällen aufklären, die damit wesentlich zur Diagnosefindung beiträgt.
Die diagnostische Aufklärungsrate wird in der Literatur mit 21% für eine einzelne Exom-Diagnostik (wenn z.B. nur das Kind untersucht wird) angegeben und steigt auf 37%, wenn die Trio-Exom-Diagnostik zum Einsatz kommt (Farwell et al., 2015).
Diese signifikante Steigerung der Aufklärungsrate beruht darauf, dass die Trio-Exom-Diagnostik
- die Identifizierung mit der Erkrankung bisher nicht assoziierter Varianten verbessert
- die Interpretation solcher Varianten besser ermöglicht
- die Detektion neu entstandener Mutationen verbessert
Trio-Exom-Diagnostik ist kosteneffektiv und zeitsparend, weil in der Regel den betroffenen Patienten und deren Angehörigen eine meist langwierige Diagnose-Findung, aber auch die damit verbundene Zeit der Ungewissheit erspart bleibt.