Klinischer BereichGynäkologie
Zugeordnete Erkrankungen
- "Prenatal test panel, Sweden"
- 46XX - indifferentes Genitale, Differentialdiagnose
- 46XX - Störungen der Geschlechtsentwicklung, Differentialdiagnose
- 46XX - testikuläre Störungen der Geschlechtsentwicklung, nicht-syndromisch; Differentialdiagnose
- 46XX-Gonadendysgenesie, Differentialdiagnose
- 46XX-Infertilität/-Sterilität, Differentialdiagnose
- 46XY - Störungen der Geschlechtsentwicklung, Differentialdiagnose
- 46XY - Störungen der Testes-Entwicklung, nicht-syndromisch; Differentialdiagnose
- 46XY-Gonadendysgenesie, Differentialdiagnose
- 46XY-Infertilität/-Sterilität, Differentialdiagnose
- Adrenogenitales Syndrom, Differentialdiagnose
- Aniridie, Differentialdiagnose
- Blepharophimose-Ptose-Epicanthus inversus-Syndrom, Differentialdiagnose
- Brustkrebs / PARP-Inhibitor-Therapie
- Brustkrebs- und Eierstockkrebs, hereditär (HBOC)
- Brustkrebs- und Eierstockkrebs, hereditär (HBOC) PLUS
- Cholestase, intrahepatische, Schwangerschaft; Differentialdiagnose
- Chromosomen-Aberration, postnatal
- Chromosomen-Aberration, pränatal
- CYP2D6-Analyse vor Tamoxifen-Therapie
- Eierstockkrebs, familiär; Suszeptibilität
- Endometrium-Karzinom, erblich [Suszeptibilität]
- Fragiles-X-Syndrom
- Frasier-Syndrom
- FSHR-/LHB-/LHCGR-Gen-Polymorphismen, ovarielle Stimulation
- Galaktosämie, Differentialdiagnose
- Glukosurie, renale
- Gonadotropin-Releasing Hormone [GnRH}-Defizienz, isolierte; Differentialdiagnose
- Gynäkologische Tumore bei familiärer Belastung mit erblichen Krebserkrankungen
- Heterotaxie - Situs inversus, Differentialdiagnose
- Hyperornithinämie-Hyperammonämie-Homocitrullinurie-Syndrom, Differentialdiagnose
- Hypogonadismus, hypogonadotroper; Differentialdiagnose
- Hypogonadismus, weiblicher hypergonadotroper; Differentialdiagnose A
- Hypogonadismus, weiblicher hypergonadotroper; Differentialdiagnose erweitert
- Implantationsversagen, rekurrentes; Differentialdiagnose
- Kallmann-Syndrom, hypogonadotroper Hypogonadismus; Differentialdiagnose
- Kampomele Dysplasie, Differentialdiagnose
- Kontraktur-Syndrom, lethales kongenitales; Differentialdiagnose
- Mamma-Aplasie/-Hypoplasie
- Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom, Differentialdiagnose
- McKusick-Kaufman-Syndrom; Differentialdiagnose
- Mikrozephalie, vorwiegend sekundär, syndromal; Differentialdiagnose
- Müller-Gang-Persistenz-Syndrom, Differentialdiagnose
- Ovarial-Karzinom / PARP-Inhibitor-Therapie
- Ovarialinsuffizienz, primär; Differentialdiagnose
- Perrault-Syndrom, Differentialdiagnose
- Phenylketonurie, Differentialdiagnose
- POI - Prämature Ovarial-Insuffizienz, Differentialdiagnose
- Poly-/Syndaktylie, prä- + postaxial; Differentialdiagnose
- Polyposis, familiäre adenomatöse 4
- Pränatal auffälliger Balken, Differentialdiagnose
- Pränatale Akinesie/Hypokinesie, Differentialdiagnose
- Pränatale DSD, Differentialdiagnose
- Pränatale Wachstumsverzögerung, Differentialdiagnose
- Smith-Lemli-Opitz-Syndrom
- Smith-Lemli-Opitz-Syndrom, Differentialdiagnose
- Spermatogenese-Störungen, Differentialdiagnose
- Teratozoospermie, Differentialdiagnose
- Thrombozytopenie-Radiusaplasie-Syndrom, Differentialdiagnose
- Ulna-Mamma-Syndrom
Hinweise zum Klinischen Bereich
Hier finden Sie die für den oben angegebenen Klinischen Bereich verfügbaren krankheitsbezogenen Genpanels.
Sollten Sie die gewünschte Erkrankung nicht finden, verwenden Sie in der Suche bitte ein Ihnen bekanntes Synonym (auch in englischer Sprache).
Die Liste der gebietsbezogenen Erkrankungen zeigt die nach aktueller wissenschaftlicher Datenlage genetisch bedingten Erkrankungen, bei denen eine humangenetische Untersuchung sinnvoll ist. Eine genetische Untersuchung sollte gezielt und nur dann vorgenommen werden, wenn eine Verdachtsdiagnose vorliegt, die nur durch einen humangenetischen Befund ausgeschlossen oder gesichert werden kann. Die Patientinnen/Patienten sind dann in jedem Fall entsprechend aufzuklären, und es soll eine genetische Beratung angeboten werden (siehe GenDG §§ 9, 10). Bei vorgeburtlichen genetischen Untersuchungen ist eine schwangere Frau grundsätzlich genetisch zu beraten (GenDG § 15).
Gynäkologie/Geburtshilfe
Mittels molekulargenetischer Diagnostik werden die erblichen Ursachen gynäkologischer und geburtshilflicher Erkrankungen abgeklärt. Das Ziel ist hierbei, Abweichungen vom Referenzgenom („Wildtyp“) festzustellen und dann ggf. zwischen neutralen Varianten und pathogenen Mutationen zu unterscheiden, die für die physiologische Entwicklung und störungsfreie Funktion des gynäkologisch/geburtshilflichen Spektrums von Bedeutung sind. Die Vererbungsmuster derartiger Erkrankungen stellen die Grundlagen der genetischen Beratung dar für die Patienten, Risikopersonen und betroffene Familien.
In den letzten 30 Jahren wurden mehrere hundert Gene charakterisiert, die gynäkologisch/geburtshilfliche Erkrankungen hervorrufen bzw. zur Entwicklung derartiger Leiden beitragen. Aktuelle Ergebnisse der einschlägigen Forschung wirken sich unmittelbar auf das diagnostische Vorgehen im Labor und in der Aufklärung bzw. Beratung aus. Beispielsweise können Mutationen in unabhängigen Genen auf verschiedenen Chromosomen klinisch nicht differenzierbare, hereditäre Krankheiten hervorrufen (mindestens elf verschiedene Gene führen zu erblichen Brustkrebs). Andererseits führen verschiedene Mutationen in ein und demselben Gen BRCA1 zu klinisch mehr oder weniger deutlich separierbaren Krankheitsentitäten (familiärer Brustkrebs vs. Fanconi Anämie).
Formalgenetik und Ätiologie
Formalgenetisch und ätiologisch lassen sich folgende Gruppen genetischer Erkrankungen unterscheiden:
- monogene Erkrankungen (autosomale oder X-chromosomale Vererbung)
- digene Erbleiden, die sich nur manifestieren, wenn gleichzeitig Mutationen jeweils heterozygot in zwei unterschiedlichen Genen vorliegen. Dabei bilden die beiden normalen Genprodukte zusammen funktionelle Heterodimere. Digene Vererbung betrifft ~3% der Erbkrankheiten neben den klassischen autosomalen und X-gekoppelten Leiden.
- mitochondriale Erkrankungen (maternale oder autosomale Vererbung)
- multifaktoriell bedingte Erkrankungen (Interaktion von mehreren bis vielen Genen plus Umwelt-Faktoren)
Angeborene Fehlbildungen
Angeborene Fehlbildungen des Nervensystems erscheinen häufig sporadisch – gibt es eine genetische (Mit-)Ursache? Mehrere hundert vererbte gynäkologisch/geburtshilfliche Leiden beruhen nachgewiesenermaßen auf genetischen Veränderungen und führen zu Störungen in den Proteinen, die den weiblichen Organismus aufbauen und seine reproduktiven Funktionen betreffen. Die DNA-Diagnostik umfasst daher oftmals ein gestuftes Vorgehen, in dem zunächst die häufigsten Mutationen getestet werden, bevor durch umfangreiche und kostenintensive panel-Verfahren auch die ganz seltenen genetischen Ursachen in parallelen Ansätzen eruiert werden. Aufgefundene Mutationen bzw. alle Varianten mit unklarer Bedeutung (VUS) werden durch DNA-Sequenzanalyse mit Sanger-Technik verifiziert. Nachfolgend sind einige der häufigeren Krankheitsgruppen angeführt.
Entwicklungsstörungen
In der Entwicklung zur Frau sind in der Mehrzahl der Leiden einzelne oder mehrere genetische Faktoren an der kausalen Pathogenese der Entwicklungsstörung ursächlich beteiligt (siehe z.B. 46XX Gonadendysgenesie, Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser Syndrom und Müller-Gang-Persistenz). Oftmals sind numerische und strukturelle Chromosomenstörungen nachweisbar sowie mitunter auch Gen-Mutationen, die monogen vererbte Syndrome bedingen (z.B. das relativ häufige Fragile X-Syndrom). Diagnostische Gen panels für Entwicklungsstörungen umfassen mitunter sehr viele Gene, die parallel sequenziert werden. Analysiert werden zunächst nur diejenigen Gene, die mit dem klinischen Bild assoziiert erscheinen. Für diagnostische Fragestellungen können die einzelnen Gen panels separat oder in Kombination eingesetzt werden.
Krebserkrankungen
In den meisten Familien kommen nur einzelne Fälle von Brust- bzw. Eierstockkrebs vor. Bei familiärem Brust- und/oder Eierstockkrebs findet man oft Genmutation als ursächlich. Träger der Genmutation erhöhen das Risiko, irgendwann an Brust- oder Eierstockkrebs zu erkranken. Die Erkrankungsrisiken sind vom mutierten Gen abhängig. Je nach Familienkonstellation werden genetische Untersuchungen der Risikogene für Brust-/ Eierstockkrebs angeboten. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 10% wird man im molekulargenetischen Labor fündig. Definierte Einschlusskriterien betreffen die Anzahl an Brustkrebs erkrankter Frauen in der Familie, deren Alter bei Erstdiagnose, an Eierstockkrebs erkrankte Frauen, an Brustkrebs erkrankte Männer etc. etc. Für die genannten und andere Krebserkrankungen sind die Vererbungsmuster genau bekannt und die genetischen Defekte in vielen Fällen direkt nachweisbar mittels unterschiedlich zusammengesetzter Gen panels. Auch für das Endometrium-Karzinom steht ein Gen panel zur Verfügung, in welchem zusätzlich noch Suszeptibilitätsgene mit berücksichtigt worden sind.
Sterilität / Infertilität
Bei Sterilität wird eine Frau trotz regelmäßigen Verkehrs über >1 Jahr nicht schwanger, primäre Sterilität liegt vor, wenn die Frau noch nie schwanger war. Bei Infertilität kann die Frau zwar schwanger werden, die Schwangerschaft jedoch nicht austragen. Ursachen der Sterilität liegen jeweils zu einem Drittel bei Frau oder Mann oder bei beiden Partnern. Die häufige Ursache ist die tubare Sterilität, anatomische Schwangerschaftshindernisse oder primäre und sekundäre Ovarialinsuffizienz. Entsprechend den vielfältigen Ursachen ist auch das molekulargenetische Diagnostik-Spektrum breit bzgl. hormonell-bedingter Störungen und anatomischer Ursachen. Abhängig von den klinischen Vorbefunden werden verschiedene umfangreiche Gen panels eingesetzt.