Klinische FragestellungPrader-Willi-Syndrom, Differentialdiagnose
Zusammenfassung
Umfassendes differentialdiagnostisches panel für Prader-Willi-Syndrom, mit 2 "core"-Genen, 5 "core candidate"-Genen sowie insgesamt 25 kuratierten Genen gemäß der Verdachtsdiagnose
69,4 kb (Erweitertes Panel: inkl. additional genes)
- EDTA-Blut (3-5 ml)
Oft gestörtes imprinting -> paternales proximales Chromosom 15q inaktiv/deletiert; UPD etc.
NGS +
Genpanel
Ausgewählte Gene
Name | Exon-Länge (bp) | OMIM-G | Referenz-Seq. | Erbgang |
---|---|---|---|---|
BBS1 | 1782 | NM_024649.5 | AR, digenisch | |
BBS10 | 2172 | NM_024685.4 | AR | |
MAGEL2 | 3750 | NM_019066.5 | AD | |
PHF6 | 1098 | NM_032458.3 | XLR | |
SIM1 | 2301 | NM_005068.3 | AD | |
SNRPN | 723 | NM_003097.6 | AD | |
WAC | 1944 | NM_016628.5 | AD | |
ALMS1 | 12504 | NM_015120.4 | AR | |
ARL6 | 561 | NM_177976.3 | AR | |
BBS12 | 2133 | NM_152618.3 | AR | |
BBS2 | 2166 | NM_031885.5 | AR | |
BBS4 | 1560 | NM_033028.5 | AR | |
BBS5 | 1026 | NM_152384.3 | AR | |
BBS7 | 2148 | NM_176824.3 | AR | |
BBS9 | 2664 | NM_198428.3 | AR | |
CEP290 | 7440 | NM_025114.4 | AR | |
DMPK | 1920 | NM_001081563.2 | AD | |
FMR1 | 1899 | NM_002024.6 | XL | |
GNAS | 1185 | NM_000516.7; NM_016592.3; NM_080425.3 | AD | |
MKKS | 1713 | NM_018848.3 | AR | |
SDCCAG8 | 2142 | NM_006642.5 | AR | |
SMN1 | 885 | NM_000344.4 | AR | |
TTC8 | 1518 | NM_198309.3 | AR | |
VPS13B | 12069 | NM_017890.5 | AR |
Infos zur Erkrankung
Das Prader-Willi-Syndrom (PWS) ist gekennzeichnet durch schwere Hypotonie, Appetitlosigkeit und Ernährungsschwierigkeiten im frühen Säuglingsalter, gefolgt von übermäßigem Essen und allmählicher Entwicklung krankhafter Fettleibigkeit in der frühen Kindheit (sofern die Nahrungsaufnahme nicht streng kontrolliert wird). Motorische Meilensteine und Sprachentwicklung sind verzögert. Alle Personen haben ein gewisses Maß an kognitiven Beeinträchtigungen. Hypogonadismus kommt sowohl bei Männern als auch bei Frauen vor und manifestiert sich als Genitalhypoplasie, unvollständige Pubertätsentwicklung und in den meisten Fällen als Unfruchtbarkeit. Kleinwuchs ist häufig (wenn nicht mit Wachstumshormonen behandelt). Ein ausgeprägter Verhaltensphänotyp (Wutanfälle, Sturheit, manipulatives Verhalten und zwanghafte Merkmale) ist häufig. Charakteristische Gesichtszüge, Strabismus und Skoliose sind oft vorhanden. PWS ist ein contiguous gene Syndrom aufgrund einer abnormalen DNA-Methylierung innerhalb der kritischen Prader-Willi-Region (PWCR) bei 15q11.2-q13. Personen mit PWS stellen typischerweise sporadische Fälle dar (d. h. ein einzelnes betroffenes Familienmitglied) und haben die Störung als Folge einer genetischen Veränderung de novo. Die überwiegende Mehrheit der Familien hat ein Wiederholungsrisiko von weniger als 1 %, aber je nach Ursache sind Wiederholungsrisiken von 50% und fast 100% möglich. Eine zuverlässige Beurteilung des Rezidivrisikos bei PWS erfordert daher die Identifizierung des genetischen Mechanismus von PWS beim Probanden (d. h. eine 15q-Deletion, UPD 15 oder ein Imprinting-Defekt) und einen Elterntest, um das Vorhandensein einer prädisponierenden genetischen Veränderung (z. B. eine elterliche Chromosomenumstellung oder väterliche Heterozygotie für eine Deletion des Imprinting-Zentrums) festzustellen. Sobald der ursächliche genetische Mechanismus beim Probanden identifiziert wurde, ist ein pränataler Test auf PWS möglich. Eine große Zahl von Erkrankungen kann Teile des PWS-Spektrums nachahmen und muss ggf. differentialdiagnostisch berücksichtigt werden.
Literatur
Driscoll et al.: Prader-Willi-Syndrom. GeneReviews 2024. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK1330/
- Alias: Prader-Labhart-Willi syndrome
- Allelic: ACTH-independent macronodular adrenal hyperplasia (GNAS)
- Allelic: Fragile X tremor/ataxia syndrome (FMR1)
- Allelic: Leber congenital amaurosis 10 (CEP290)
- Allelic: McCune-Albright syndrome, somatic, mosaic (GNAS)
- Allelic: Osseous heteroplasia, progressive (GNAS)
- Allelic: Pituitary adenoma 3, multiple types, somatic (GNAS)
- Allelic: Premature ovarian failure 1 (FMR1)
- Allelic: Retinitis pigmentosa 51 (TTC8)
- Allelic: Retinitis pigmentosa 55 (ARL6)
- Allelic: Retinitis pigmentosa 74 (BBS2)
- Alstrom syndrome (ALMS1)
- Bardet-Biedl syndrome 1 (BBS1)
- Bardet-Biedl syndrome 1, modifier of (ARL6)
- Bardet-Biedl syndrome 10 (BBS10)
- Bardet-Biedl syndrome 12 (BBS12)
- Bardet-Biedl syndrome 14 (CEP290)
- Bardet-Biedl syndrome 16 (SDCCAG8)
- Bardet-Biedl syndrome 2 (BBS2)
- Bardet-Biedl syndrome 3 (ARL6)
- Bardet-Biedl syndrome 4 (BBS4)
- Bardet-Biedl syndrome 5 (BBS5)
- Bardet-Biedl syndrome 6 (MKKS)
- Bardet-Biedl syndrome 7 (BBS7)
- Bardet-Biedl syndrome 8 (TTC8)
- Bardet-Biedl syndrome 9 (BBS9)
- Borjeson-Forssman-Lehmann syndrome (PHF6)
- Cohen syndrome (VPS13B)
- Desanto-Shinawi syndrome (WAC)
- Fragile X syndrome (FMR1)
- Joubert syndrome 5 (CEP290)
- McKusick-Kaufman syndrome (MKKS)
- Meckel syndrome 4 (CEP290)
- Myotonic dystrophy 1 (DMPK)
- Prader-Willi syndrome (NDN, SNRPN)
- Pseudohypoparathyroidism Ia, Ib, Ic (GNAS)
- Pseudopseudohypoparathyroidism (GNAS)
- Schaaf-Yang syndrome (MAGEL2)
- Senior-Loken syndrome 6 (CEP290)
- Senior-Loken syndrome 7 (SDCCAG8)
- Severe early-onset obesity-insulin resistance syndrome - SH2B1 deficiency [MONDO:0017994] (SH2B1)
- Severe obesity with neurobehavioral features (SIM1) [panelapp]
- Spinal muscular atrophy-1 to -4 (SMN1)
- AD
- AR
- XL
- XLR
- digenisch
- Multiple OMIM-Ps
Bioinformatik und klinische Interpretation
Test-Stärken
- DAkkS-akkreditiertes Labor
- EU-Richtlinie für IVD in Umsetzung
- Qualitäts-kontrolliert arbeitendes Personal
- Leistungsstarke Sequenzierungstechnologien, fortschrittliche Target-Anreicherungsmethoden und Präzisions-Bioinformatik-Pipelines sorgen für überragende analytische Leistung
- Sorgfältige Kuratierung klinisch relevanter und wissenschaftlich begründeter Gen-Panels
- eine Vielzahl nicht Protein-kodierender Varianten, die in unseren klinischen NGS-Tests mit erfasst werden
- unser strenges Variantenklassifizierungsschema nach ACMG-Kriterien
- unser systematischer klinischer Interpretations-Workflow mit proprietärer Software ermöglicht die genaue und nachvollziehbare Verarbeitung von NGS-Daten
- unsere umfassenden klinischen Aussagen
Testeinschränkungen
- Gene mit eingeschränkter Abdeckung werden gekennzeichnet
- Gene mit kompletten oder partiellen Duplikationen werden gekennzeichnet
- es wird angenommen, dass ein Gen suboptimal abgedeckt ist, wenn >90% der Nukleotide des Gens bei einem Mapping-Qualitätsfaktor von >20 (MQ>20) nicht abgedeckt sind
- die Sensitivität der Diagnostik zur Erkennung von Varianten mit genannten Testeinschränkungen ist möglicherweise begrenzt bei:
- Gen-Konversionen
- komplexe Inversionen
- Balancierte Translokationen
- Mitochondriale Varianten
- Repeat-Expansionen, sofern nicht anders dokumentiert
- nicht kodierende Varianten, die Krankheiten verursachen, die von diesem Panel nicht mit abgedeckt werden
- niedriger Mosaik-Status
- Repeat-Blöcke von Mononukleotiden
- Indels >50bp (Insertionen-Deletionen)
- Deletionen oder Duplikationen einzelner Exons
- Varianten innerhalb von Pseudogenen
- die analytische Sensitivität kann geringer ausfallen werden, wenn die DNA nicht von amedes genetics extrahiert wurde
Laboranforderung
Die in grün gezeigten Gene sind kuratiert und werden als Gen-Panel untersucht. Eine Erweiterung des Panels (blau gezeigte Gene, jeweils ebenfalls kuratiert) kann auf Anfrage erfolgen. Sofern unter "Erweitertes Panel" ein Minuszeichen angezeigt wird, sind nur Core-/Basis-Gene verfügbar.
Für die Anforderung einer genetischen Untersuchung senden Sie uns bitte die Krankheits-ID auf einem Überweisungsschein. Bitte die Material-Angabe beachten.
Für privat versicherte Patienten empfehlen wir einen Antrag auf Kostenübernahme bei der Krankenversicherung.
Die Untersuchung wird auch für Selbstzahler angeboten.