Klinische FragestellungErythrozytenmembran-Defekte, Differentialdiagnose
Zusammenfassung
Umfassendes differentialdiagnostisches panel für Erythrozytenmembran-Defekte mit 6 Leitlinien-kuratierten "core"/"core candidate"-Genen bzw. insgesamt 10 kuratierten Genen gemäß klinischer Verdachtsdiagnose
40,0 kb (Erweitertes Panel: inkl. additional genes)
- EDTA-Blut (3-5 ml)
NGS +
Genpanel
Ausgewählte Gene
Name | Exon-Länge (bp) | OMIM-G | Referenz-Seq. | Erbgang |
---|---|---|---|---|
ANK1 | 5643 | NM_000037.4 | AD, AR | |
EPB41 | 2595 | NM_001166005.2 | AD, AR | |
EPB42 | 2166 | NM_000119.3 | AR | |
PIEZO1 | 7566 | NM_001142864.4 | AD | |
RHAG | 1230 | NM_000324.3 | AD | |
SEC23B | 2304 | NM_006363.6 | AR | |
SLC4A1 | 2736 | NM_000342.4 | AD | |
SPTA1 | 7260 | NM_003126.4 | AD, AR | |
SPTB | 6987 | NM_001024858.4 | AD | |
SLC2A1 | 1479 |
| NM_006516.4 | AD |
Infos zur Erkrankung
Erythrozytenmembran-Defekte sind in Mitteleuropa die häufigste Ursache angeborener hämolytischer Anamien wie hereditäre Sphärozytose, Elliptozytose, Pyropoikilozytose, Ovalozytose und Stomatozytose (Xerozytose), eine genetisch und klinisch ausgesprochen heterogene Erkrankungsgruppe. Es werden autosomal-dominante und autosomal-rezessive Erbgänge beobachtet. Die hereditäre Sphärozytose ist durch das Vorhandensein kugelförmiger Erythrozyten (Sphärozyten) im peripheren Blutausstrich gekennzeichnet. Die Erkrankung ist klinisch durch Anämie, Gelbsucht und Splenomegalie mit unterschiedlichem Schweregrad gekennzeichnet. Häufige Komplikationen sind Cholelithiasis, hämolytische Episoden und aplastische Krisen. Die Elliptozytose ist eine hämatologische Erkrankung, die durch elliptisch geformte Erythrozyten und einen unterschiedlichen Grad an hämolytischer Anämie gekennzeichnet ist. Die hereditäre Pyropoikilozytose ist durch Mikrosphärozytose, Poikilozytose und eine ungewöhnliche thermische Empfindlichkeit der roten Blutkörperchen gekennzeichnet. Die südostasiatische Ovalozytose ist durch starre Erythrozyten gekennzeichnet, die eine reduzierte Expression vieler Erythrozytenantigene aufweisen. Die Ovalozyten sind in vitro resistent gegen die Invasion mehrerer Malariastämme. Die Störung verläuft meist asymptomatisch, es wurde jedoch berichtet, dass sie mit Anzeichen leichter Hämolyse wie intermittierender Gelbsucht und Gallensteinen einhergeht. Die dehydrierte hereditäre Stomatozytose (DHS), auch als hereditäre Xerozytose bekannt, ist eine hämolytische Anämie, die durch primäre Dehydratation der Erythrozyten gekennzeichnet ist. DHS-Erythrozyten weisen einen verringerten Gesamtkationen- und Kaliumgehalt auf, der nicht mit einer proportionalen Nettozunahme von Natrium und Wasser einhergeht. DHS-Patienten weisen typischerweise eine leichte bis mittelschwere kompensierte hämolytische Anämie mit einer erhöhten mittleren korpuskulären Hämoglobinkonzentration der Erythrozyten und einer verringerten osmotischen Fragilität auf. Patienten können auch perinatale Ödeme und Pseudohyperkaliämie aufgrund des Verlusts von K+ aus bei Raumtemperatur gelagerten roten Blutkörperchen aufweisen. Bei der überhydratisierten hereditären Stomatozytose handelt es sich um eine unterschiedlich kompensierte makrozytäre hämolytische Anämie mit unterschiedlichem Schweregrad. Sie ist durch zirkulierende Erythrozyten mit schlitzartigen Aufhellungen (Stomata) gekennzeichnet, die in peripheren Blutausstrichen sichtbar sind.
Literatur
Andolfo et al.:New insights on hereditary erythrocyte membrane defects. Haematologica. 2016;101:1284-1294. PMID: 27756835
- Allelic: Dystonia 9 (SLC2A1)
- Allelic: Epilepsy, idiopathic generalized, susceptibility to, 12 (SLC2A1)
- Allelic: Lymphatic malformation 6 (PIEZO1)
- Allelic: Stomatin-deficient cryohydrocytosis with neurologic defects (SLC2A1)
- Anemia, hemolytic, Rh-null, regulator type (RHAG)
- Anemia, neonatal hemolytic, (near-)fatal (SPTB)
- Cowden syndrome 7 (SEC23B)
- Cryohydrocytosis (SLC4A1)
- Dehydrated hereditary stomatocytosis with/-out pseudohyperkalemia, perinatal edema (PIEZO1)
- Dyserythropoietic anemia, congenital, type II (SEC23B)
- Elliptocytosis-1 (EPB41)
- Elliptocytosis-2 (SPTA1)
- Elliptocytosis-3 (SPTB)
- GLUT1 deficiency syndrome 1, infantile onset, severe (SLC2A1)
- GLUT1 deficiency syndrome 2, childhood onset (SLC2A1)
- Gilbert syndrome (UGT1A1)
- Hyperbilirubinemia, familial transient neonatal (UGT1A1)
- Ovalocytosis, 5A type (SLV4A1)
- Overhydrated hereditary stomatocytosis (RHAG)
- Pyropoikilocytosis (SPTB)
- Renal tubular acidosis, distal, AD, AR (SLC4A1)
- Spherocytosis type 1 (ANK1)
- Spherocytosis type 2 (SPTB)
- Spherocytosis type 3 (SPTA1)
- Spherocytosis, type 4 (SLC4A1)
- Spherocytosis, type 5 (EPB42)
- Stomatocytosis (PIEZO1)
- Xerocytosis (PIEZO1)
- AD
- AR
- Multiple OMIM-Ps
Bioinformatik und klinische Interpretation
Test-Stärken
- DAkkS-akkreditiertes Labor
- EU-Richtlinie für IVD in Umsetzung
- Qualitäts-kontrolliert arbeitendes Personal
- Leistungsstarke Sequenzierungstechnologien, fortschrittliche Target-Anreicherungsmethoden und Präzisions-Bioinformatik-Pipelines sorgen für überragende analytische Leistung
- Sorgfältige Kuratierung klinisch relevanter und wissenschaftlich begründeter Gen-Panels
- eine Vielzahl nicht Protein-kodierender Varianten, die in unseren klinischen NGS-Tests mit erfasst werden
- unser strenges Variantenklassifizierungsschema nach ACMG-Kriterien
- unser systematischer klinischer Interpretations-Workflow mit proprietärer Software ermöglicht die genaue und nachvollziehbare Verarbeitung von NGS-Daten
- unsere umfassenden klinischen Aussagen
Testeinschränkungen
- Gene mit eingeschränkter Abdeckung werden gekennzeichnet
- Gene mit kompletten oder partiellen Duplikationen werden gekennzeichnet
- es wird angenommen, dass ein Gen suboptimal abgedeckt ist, wenn >90% der Nukleotide des Gens bei einem Mapping-Qualitätsfaktor von >20 (MQ>20) nicht abgedeckt sind
- die Sensitivität der Diagnostik zur Erkennung von Varianten mit genannten Testeinschränkungen ist möglicherweise begrenzt bei:
- Gen-Konversionen
- komplexe Inversionen
- Balancierte Translokationen
- Mitochondriale Varianten
- Repeat-Expansionen, sofern nicht anders dokumentiert
- nicht kodierende Varianten, die Krankheiten verursachen, die von diesem Panel nicht mit abgedeckt werden
- niedriger Mosaik-Status
- Repeat-Blöcke von Mononukleotiden
- Indels >50bp (Insertionen-Deletionen)
- Deletionen oder Duplikationen einzelner Exons
- Varianten innerhalb von Pseudogenen
- die analytische Sensitivität kann geringer ausfallen werden, wenn die DNA nicht von amedes genetics extrahiert wurde
Laboranforderung
Die in grün gezeigten Gene sind kuratiert und werden als Gen-Panel untersucht. Eine Erweiterung des Panels (blau gezeigte Gene, jeweils ebenfalls kuratiert) kann auf Anfrage erfolgen. Sofern unter "Erweitertes Panel" ein Minuszeichen angezeigt wird, sind nur Core-/Basis-Gene verfügbar.
Für die Anforderung einer genetischen Untersuchung senden Sie uns bitte die Krankheits-ID auf einem Überweisungsschein. Bitte die Material-Angabe beachten.
Für privat versicherte Patienten empfehlen wir einen Antrag auf Kostenübernahme bei der Krankenversicherung.
Die Untersuchung wird auch für Selbstzahler angeboten.