Klinische FragestellungHypomagnesiämie, hyperkalziurisch; Differentialdiagnose
Zusammenfassung
Umfassendes differentialdiagnostisches panel für hyperkalziurische Hypomagnesiämie mit 4 kuratierten Genen gemäß klinischer Verdachtsdiagnose
- (Erweitertes Panel: inkl. additional genes)
- EDTA-Blut (3-5 ml)
NGS +
[Sanger]
Genpanel
Infos zur Erkrankung
Die familiäre Hypomagnesiämie mit Hypercalciurie und Nephrocalcinose (FHHNC; OMIM 248250) ist eine progredient verlaufende Nierenerkrankung, die - bedingt durch eine renale Absorptionsstörung von Magnesium und Calcium - durch Hypomagnesiämie, Hypercalciurie und Nephrocalcinose gekennzeichnet ist. Die Erkrankung manifestiert sich im Kindesalter mit Polyurie, Polydipsie, rekurrierenden Harnwegsinfekten, Erbrechen, Bauchschmerzen und Gedeihstörung und führt im Verlauf zu chronischem Nierenversagen. Bei meist schwerwiegendem Krankheitsbild kann die klinische Ausprägung jedoch auch bei betroffenen Geschwistern einer gewissen Variabilität unterliegen. In einigen Fällen (bei sog. FHHNCOI) kommt eine okuläre Beteiligung dazu (z.B. Myopie, Nystagmus, Netzhautdysplasie).
Die Erkrankung ist heterogen und wird autosomal-rezessiv vererbt. Pathogene Varianten in den Genen CLDN16 und CLDN19 (FHHNCOI) nachgewiesen. Die CASR-Gen bedingte hypocalciurische Hypercalcämie (Hypocalcämie (oder Hypercalcämie), familiäre hypocalciurische Hypercalcämie und Hyperparathyreoidismus bei Neugeborenen en) stellt aufgrund ähnlicher klinischer Symptome eine wichtige Differentialdiagnose dar und wird in dem Panel mit abgedeckt. Diese Erkrankung wird autosomal-dominant vererbt.
Aktuell steht keine spezifische Therapie für FHHNC zur Verfügung. Durch eine symptomatische Behandlung mit Flüssigkeitszufuhr, Magnesiumsalzen, Thiaziddiuretika und Citraten kann das Fortschreiten des Nierenversagens verzögert werden. Durch Kenntnis der genetischen Ursache kann der Verlauf der Erkrankung besser eingeschätzt werden, meist ist jedoch im Verlauf eine Nierentransplantation die einzige Therapiemöglichkeit.
Wenn eine FHHNC/FHHNCOI oder eine CASR-bedingte Nierenerkrankung bei einem Betroffenen durch den Nachweis (einer) pathogener Varianten bestätigt wurde, kann Verwandten im Rahmen einer genetischen Beratung eine prädiktive Untersuchung auf die familiär identifizierten Varianten angeboten werden.
Literatur
Vall-Palomar et al. 2021, PMID: 33595712; https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33595712/
Daan H H M Viering et al. 2017, PMID:27234911; https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27234911/
- ALias: Familial hypomagnesemia with secondary hypocalcemia
- Alias: Familial primary hypomagnesemia with hypercalciuria + nephrocalcinosis (CLDN16, CLDN19)
- Alias: Michellis-Castrillo syndrome
- Allelic: Epilepsy idiopathic generalized, susceptibility to, 8 (CASR)
- Allelic: Hyperparathyroidism, neonatal (CASR)
- Allelic: Hypocalcemia, AD (CASR)
- Allelic: Hypocalciuric hypercalcemia, type I (CASR)
- Bartter syndrome, type 3 (CLCNKB)
- Hypocalcemia, AD, with Bartter syndrome (CASR)
- Hypomagnesemia 3, renal (CLDN16)
- Hypomagnesemia 5, renal, with ocular involvement (CLDN19)
- AD
- AR
- Multiple OMIM-Ps
Bioinformatik und klinische Interpretation
Test-Stärken
- DAkkS-akkreditiertes Labor
- EU-Richtlinie für IVD in Umsetzung
- Qualitäts-kontrolliert arbeitendes Personal
- Leistungsstarke Sequenzierungstechnologien, fortschrittliche Target-Anreicherungsmethoden und Präzisions-Bioinformatik-Pipelines sorgen für überragende analytische Leistung
- Sorgfältige Kuratierung klinisch relevanter und wissenschaftlich begründeter Gen-Panels
- eine Vielzahl nicht Protein-kodierender Varianten, die in unseren klinischen NGS-Tests mit erfasst werden
- unser strenges Variantenklassifizierungsschema nach ACMG-Kriterien
- unser systematischer klinischer Interpretations-Workflow mit proprietärer Software ermöglicht die genaue und nachvollziehbare Verarbeitung von NGS-Daten
- unsere umfassenden klinischen Aussagen
Testeinschränkungen
- Gene mit eingeschränkter Abdeckung werden gekennzeichnet
- Gene mit kompletten oder partiellen Duplikationen werden gekennzeichnet
- es wird angenommen, dass ein Gen suboptimal abgedeckt ist, wenn >90% der Nukleotide des Gens bei einem Mapping-Qualitätsfaktor von >20 (MQ>20) nicht abgedeckt sind
- die Sensitivität der Diagnostik zur Erkennung von Varianten mit genannten Testeinschränkungen ist möglicherweise begrenzt bei:
- Gen-Konversionen
- komplexe Inversionen
- Balancierte Translokationen
- Mitochondriale Varianten
- Repeat-Expansionen, sofern nicht anders dokumentiert
- nicht kodierende Varianten, die Krankheiten verursachen, die von diesem Panel nicht mit abgedeckt werden
- niedriger Mosaik-Status
- Repeat-Blöcke von Mononukleotiden
- Indels >50bp (Insertionen-Deletionen)
- Deletionen oder Duplikationen einzelner Exons
- Varianten innerhalb von Pseudogenen
- die analytische Sensitivität kann geringer ausfallen werden, wenn die DNA nicht von amedes genetics extrahiert wurde
Laboranforderung
Die in grün gezeigten Gene sind kuratiert und werden als Gen-Panel untersucht. Eine Erweiterung des Panels (blau gezeigte Gene, jeweils ebenfalls kuratiert) kann auf Anfrage erfolgen. Sofern unter "Erweitertes Panel" ein Minuszeichen angezeigt wird, sind nur Core-/Basis-Gene verfügbar.
Für die Anforderung einer genetischen Untersuchung senden Sie uns bitte die Krankheits-ID auf einem Überweisungsschein. Bitte die Material-Angabe beachten.
Für privat versicherte Patienten empfehlen wir einen Antrag auf Kostenübernahme bei der Krankenversicherung.
Die Untersuchung wird auch für Selbstzahler angeboten.